Das 120 Kilometer lange Grenzgebirge zwischen Österreich, Böhmen und Bayern wird heute als „Böhmerwald“, „Šumava“ und „Bayerischer Wald“ bezeichnet. Im Mittelalter führten Handelswege durch den undurchdringlichen Urwald und verbanden das Salzkammergut mit dem salzarmen Böhmen. Gefördert durch Klöster und von den Adeligen ins Land gerufen, kamen erste Siedler aus dem bayerischen Raum nach Böhmen, sie lebten vom Holzreichtum, der wenig ertragreichen Landwirtschaft und der Glaserzeugung.
Zahlreiche Burgen und Städte zeugen heute noch von reger Handelstätigkeit, aber auch von kriegerischen Auseinandersetzungen zwischen Königtum und Adel, die im 30jährigen Krieg ihren Höhepunkt fanden. Trotz der kargen Höhenlage und des unwirtlichen Klimas reichte die Besiedlung schließlich bis zu einer Seehöhe von über 1000 Metern. Nach der weitgehenden Entvölkerung der tschechischen Teile des Böhmerwaldes in den Jahren 1945/46 waren große Gebiete fast vollständig von der Umwelt abgeschlossen und militärisches Sperrgebiet. Viele Dörfer sind heute gänzlich verschwunden, die einmalige Naturlandschaft aber ist erhalten geblieben und heute in grenzüberschreitenden Nationalparks geschützt, die auch die Entwicklung eines sanften Tourismus im gemeinsamen „grünen Dach Europas“ ermöglichen.